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Unsere erste Outdoor Fahrradreise

1069 Wörter

Wir schreiben das Jahr 2021, es ist Wonnemonat Mai, wir haben Urlaub und durch Corona hat alles geschlossen… Was also tun? Moment Mal, wir haben doch Fahrräder und neue Campingausrüstung, die darauf wartet getestet zu werden!
Zugegeben, es hat schon etwas Überredungskunst gekostet meine Frau dafür zu begeistern. Als alter Pfadfinder hatte ich da schon mehr Erfahrungen mit Zelten in der Wildnis vorweisen können.

Gut, die Ausrüstung hatten wir also, es musste nur noch ein passendes Ziel gefunden werden. Da kam uns sehr gelegen, dass meine beste Freundin gerade nach Brandenburg an der Havel gezogen war und sich ein Besuch in der schönen Gegend, wie wir gehört hatten, anbot.

In Komoot war schnell das Ziel eingegeben, Sachen gepackt und los ging’s. Wir starteten bei bewölktem Wetter mit 14°C.

  • Distanz 64,4km
  • Route: Berlin – Teltow – Stahnsdorf – Potsdam – Geltow – Werder – Glindow – Neu Plötzin – Derwitz – Groß Kreutz – Jeserig – Wust – Neuschmerzke – Brandenburg (Havel)
  • 210 Höhenmeter
  • reine Fahrtzeit 5 1/2 Std.
  • Durchschnittsgeschwindigkeit 11,7 km/h

Aufbruchsstimmung

Unser Fahrradequipment könnt ihr hier nachlesen, was neu dazugekommen ist, ist der Anhänger, das Wurfzelt, Isomatten und Schlafsäcke.

Wir sind ganz gut vorangekommen. Das Stück durch Potsdam zog sich jedoch gefühlt endlos. Ich muss dazu sagen, dass man mit gut gepacktem Anhänger natürlich nicht ganz so schnell voran kommt. Wir hatten ja nicht nur die Campingausrüstung dabei, sondern auch Proviant, da es durch die aktuelle weltliche Lage keine Möglichkeit zur Einkehr gab. Wie gerne hätten wir zwischendurch mal im Biergarten oder ähnlichem gesessen.
Unsere Mittagspause machten wir dann, als wir Potsdam hinter uns gelassen hatten. Raus aus der lauten Stadt, durch ein kleines Waldstück, fanden wir ein nettes Plätzchen, obwohl leider viel Holzarbeiten durchgeführt worden waren, was den Anblick der schönen Natur etwas trübte.

Ein vorbereiteter Nudelsalat eignet sich gut für eine Mittagspause

Nach der Pause ging es für meine Frau tapfer weiter. Sie hatte ihr neues Rad erst wenige Monate und war es, anders als ich, nicht mehr gewohnt so viel am Stück zu fahren. Als die Oberschenkel nach fast 30km streikten war es an der Zeit schnell einen Übernachtungsplatz für unser Zelt zu finden. Glücklicherweise befanden wir uns gerade in der Nähe eines Parks, in dem wir unser Lager aufstellen konnten. Kein Mensch war weit und breit zu sehen, niemand der sich gestört fühlte und wir hatten unsere Ruhe.

Unser erster Schlafplatz, in 40 Sekunden ist das Zelt einsatzbereit

Guten Morgen, Frühstück ist fertig!

Am nächsten Tag ging es nach einem kleinen Frühstück im Zelt und dem Zusammenpacken der Sachen weiter. Wir stellten freudig fest, dass wir gar nicht weit von Werder entfernt waren, aber der Übernachtungsplatz nicht besser gewählt hätte sein können. Danach wurde es nämlich wieder dichter bewohnt.

Die letzte Etappe bis nach Brandenburg ging stur geradeaus an der Landstraße entlang, was laut und anstrengend war. Als wir das Ortsschild unseres Ziels passierten, waren wir ziemlich fertig. Es war deutlich wärmer geworden, inzwischen hatten wir weit über 20°C und hatten nur zwei sehr kurze Pausen gemacht.

Das nette Beisammensein auf dem Balkon meiner Freundin und eine heiße Dusche am Abend tat unserer Erholung gut. Als wir von der Tour berichteten, fragte sie verwundert, warum wir denn nicht den Fernradweg nutzen, schließlich soll dieser sehr schön an der Havel entlang geführt sein. Ein kurzer Blick ins Netz offenbarte, dass es sich um den Havelradweg handelte. Tja, hätten wir das nur vorher gewusst!

Nach einer nicht ganz so bequemen Nacht auf der Couch, sattelten wir wieder unsere (Draht)Esel und machten uns auf den Rückweg. Diesmal über den vielversprechenderen Fernradweg.

  • Distanz 81km
  • Route: Brandenburg (Havel) – Neuschmerzke – Wust – Gollwitz – Deetz – Schmergow – Ketzin – Phöben – Werder – Geltow – Potsdam – Stahnsdorf – Teltow – Berlin
  • 290 Höhenmeter
  • reine Fahrtzeit: 6 Std. 56
  • Durchschnittsgeschwindigkeit 11,8km/h

Schon der Einstieg entschädigte für die Strapazen der Hinfahrt. Natur rechts und links, statt lauten Autos, leises Vogelgezwitscher und immer einen Blick auf das Wasser.

Unser erstes Päuschen machten wir kurz vor Deetz. Dort waren viele seeähnliche Flussausläufer der Havel, ein sehr friedlicher Ort und diesen nutzten wir um uns etwas abzukühlen. Inzwischen hatten wir die 30°C Marke geknackt und wir kämpften etwas mit Sonnenbrand, da wir darauf gar nicht eingestellt waren zu Beginn der Tour.

Diese Strecke fuhr sich ganz anders. Wir schafften die Kilometer spielend leicht, konnten uns in der menschenleeren Gegend gut unterhalten und die Zeit verging schnell.

Als wir unser Tagesziel erreicht hatten, hielten wir Ausschau nach einem guten Lagerplatz. Es gab viele schöne Felder und Wiesen, aber Susi hatte einen guten Riecher für sowas und so gingen wir ihrem Gefühl nach noch etwas weiter zu fahren, bis wir an einen Rastplatz an einer kleinen Landzunge in der Nähe von Schmergow kamen. Er war wunderschön gelegen, also schlug ich das Zelt auf und wir blieben und lauschten in der Abenddämmerung den Fröschen, Vögeln und dem vorbei schwimmenden Bieber.

Nach einer äußerst ruhigen Nacht drängte uns lautes Vogelgezwitscher aufzustehen und in den Tag zu starten.

Wir hatten uns vorgenommen es bis nach Hause zu schaffen, was mehr Kilometer bedeuteten, als wir bisher am Tag gefahren waren. Der Po tat nach den drei Tagen im Sattel schon etwas weh, aber da wollten wir jetzt durch. Wir verließen die kleine Oase so wie wir sie vorgefunden hatten und machten uns wieder auf den Weg.
Die Strecke war weiterhin sehr angenehm zu fahren. Sogar als wir nach Potsdam vordrangen, stellten wir fest, dass es einen schöneren Weg, weiter am Wasser entlang, gibt. Trotzdem war es natürlich eine große Stadt und viele Fußgänger waren an der Promenade unterwegs, auf die man Rücksicht nehmen musste.

Wir ließen Potsdam und auch das Wasser hinter uns. Die Straßen wurden wieder lauter und voller und dann hieß es die letzten Kilometer nur noch Zähne zusammenbeißen und durchziehen. Aber wir haben es geschafft und waren zwar fertig, aber auch stolz.

Ich habe daraus gelernt, dass eine gute Tourenplanung alles ist und man sich im Vorfeld genau anschauen muss, wo die Strecke lang führt. Ein weiterer Lernfaktor: Sei auf jedes Wetter vorbereitet, auch wenn es anfangs anders aussieht.
Der nächste Urlaub kann also kommen!

Autorin

Verena
Verena
Als jemand, der in einem medizinischen Beruf arbeitet, interessiere ich mich von Hause aus für die menschliche Biologie. Seit meiner "Diagnose Insulinresistenz" Anfang 2017 lebe ich zusammen mit meiner Frau bewusster und befasse mich viel mit Gesundheits- und Ernährungsthemen. Zudem haben wir vor Jahren dem "Mainstream" den Rücken gekehrt und beschäftigen uns näher mit politischen Themen... und Lebensmittel sind sehr politisch.

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