Gedanken-Puzzle

weil alle Themen ineinander greifen

Chronotypen: von Lerchen- und Eulenartigen

1393 Wörter

Es war wieder soweit – Uhrenumstellung…alle halbe Jahre wieder der gleiche Irrsinn.

Meine erste Gedanken und Recherchen flossen bereits am 27.12. 2019 in diesen Artikel. Ich habe über die Jahre immer wieder zu diversen Themen recherchiert und möchte euch ein paar Gedanken zu Licht, Zeit, Rhythmen, Gesellschaft, Individualität und dem inneren Takt mit auf den Weg geben, die vielleicht den einen oder anderen zum Nachdenken über unseren alltäglichen Taktgeber im außen anregen.

Der einstige grund der sommerzeit

Ursprünglich, so sagte man uns jedenfalls, diente die Einführung dazu Energie zu sparen. Die Idee haben wir wohl diesem Mann zu verdanken. Dazu sei folgendes Zitat aus diesem Beitrag von spektrum erwähnt:

„Dass die Sommerzeit keiner wissenschaftlichen Empfehlung folgte, wird an dem Mann deutlich, der die Idee der Sommerzeit populär machte: der Engländer William Willett (1856–1915). Der Bauunternehmer veröffentlichte 1907 das Buch »The Waste of Daylight«, in dem er behauptet, dass Großbritannien jährlich 2,5 Millionen Pfund an Energiekosten einsparen könnte.“

Abschaffung der Zeitumstellung

Man kann sich laut aktueller Aussagen nicht auf ein Konzept einigen und einige Schlafforscher seien hinsichtlich der Abschaffung der Sommerzeit auch kritisch, da es im Winter zum Teil bis 9:30 Uhr in einigen Gebieten dunkel und in anderen ab 3 Uhr morgens schon hell wäre.

Einige Zitate aus Peter Spork „Wake Up – Aufbruch in eine ausgeschlafene Gesellschaft dazu. Nachfolgend aus wirtschaftlicher Sicht, die ja mal der Grund war:

„Die Argumente der Sommerzeitgegner, zu denen ich mich zähle, sind jedenfalls überzeugend: Künstliches Licht zum Beispiel verbraucht im Vergleich zur industriellen Produktion so wenig Energie, dass die Zeitumstellung keinen ökologischen oder wirtschaftlichen Nutzen hat. Im Gegenteil: Mehr als abends eventuell an Licht gespart wird, verpufft morgens durch zusätzliches Heizen. Eine Gesamtenergiebilanz zu erstellen, ist schwierig. Aber es häufen sich Berechnungen, die eher zu Ungunsten der Sommerzeit ausfallen.“

Einige gesundheitliche Folgen:

„Daten aus England zeigen, dass es in den ersten beiden Tagen nach Beginn der Sommerzeit mehr Verkehrsunfälle gibt.
US-Forscher registrierten am Montag danach sogar einen Anstieg der Herzinfarkte um ein Viertel. Schuld daran sei vermutlich Schlafmangel.

Am Montag nach der Umstellung zurück zur Normalzeit im Herbst, wenn wir eine Stunde länger schlafen können, fanden die Forscher eine entsprechende Abnahme der Infarkte um 21 Prozent.“

Peter Spork nennt das, was wir erleben auch zurecht einen Mini-Jetlag, da wir einen bewusst herbeigeführten Zeitverlust erleben.

Verschiedene Chronotypen

Chronos ist der Herr der Zeit und unsere Uhr entsprang einst dem Chronometer, also dem Zeitanzeiger.

Es gibt verschiedene Ansätze, wie viele Chronotypen es nun genau gibt. Wir haben im Grunde wieder 2 polare Typen, die sich über ein gewisses Spektrum erstrecken.

Lerchen = tagaktiv

Eulen = nachtaktiv

Wen das genauer interessiert, der schaut sich die unten stehenden Links näher an. Der Einfachheit halber verbleibe ich bei diesen beiden polaren Typen, die, wie man sehen wird, ineinander übergehen.

Lerchenhafte (Arbeits)Gesellschaft

In dem Buch „Wake Up“ las ich, dass Politiker sogar dafür wären eine ganzjährige Sommerzeit einzuführen. Der Hintergrund ist natürlich die effektive Ausnutzung der Arbeitszeit.

Es wird argumentiert, dass man dann (noch) früher beginnen und mehr vom Tag habe. Das ist an sich kein so schlechter Gedanke (für eine Lerche), wenn es nicht den eulenhaften Menschen noch mehr schaden würde als jetzt schon.

Im rhythmus von Mensch & Natur

Am sinnvollsten wäre es sich dem natürlichen Lauf der Sonne anzupassen und anzuerkennen, dass wir Individuen mit unterschiedlichen Rhythmen sind.

Als Kind und als Senior werden die meisten automatisch wieder lerchenhafter, was nicht heißt, dass jeder früh morgens aus dem Bett fällt, aber die Zeiten verlagern sich dennoch wieder etwas nach vorne.

Teenager und junge Erwachsene hingegen werden in dieser Lebensspanne eulenhafter und dadurch nachtaktiver.

In unseren 30ern beginnen wir bereits wieder früher von Parties zu gehen und zeitiger in die Federn zu wollen.

Dabei ist „früher“ oder „später“ immer in Relation zu dem eigenen „Grundtypen“ zu sehen.

Bildungseinrichtungen als Beispiel

Im folgenden möchte ich hier passend und im Sinne des vernetzen Denkens auf die Terlusollogie verweisen, die inhaltlich in viele Themengebiete eng eingewoben ist und somit auch die individuelle Rhythmik des Menschen betrifft.

Kleine Kinder kommen noch halbwegs gut mit der frühen Zeit klar. In den Schulen wird es schon schwieriger, da Heranwachsenden mit zunehmenden Alter zu „Nachteulen“ pubertieren. In erster Linie betrifft das zunächst die lerchenhaften Kinder. Spätestens aber der weiterführenden Schule und/oder im Abitur sind dann alle davon betroffen. Für die einen ist es zu früh und für die anderen zu spät.

Katrin Rabe erzählt in dem kurzen Auszug von einem interessanten Modell, worüber ich ehrlich gesagt mehr wissen möchte. Es ist schon lange überfällig die Bildungsinstitutionen zu überdenken und mehr angepasste Lösungen zu etablieren.

In dem erwähnten Buch wird ebenso ein flexibler Umgang mit der Zeit vorgeschlagen oder anders formuliert: Gleitzeit & Kernarbeitszeit! Diese ist nicht nur etwas für Arbeitnehmer, sondern auch für Kinder und Jugendliche ein Gewinn.

Allerdings gibt es eben noch die Schichtarbeit, die auch nicht unbedingt jedem Mitarbeiter aktuell so dient, da hier auf die speziellen Rhythmen der einzelnen Menschen kein Bezug genommen wird.

Zugegebenermaßen bedarf einer grundlegend anderen Organisation, aber es ist nicht so, dass man das nicht mit geeigneter Konzeption umsetzen könnte. Der Aufwand hätte zur Folge, dass alle Beteiligten ausgeschlafener und somit schon von hause aus besser agieren könnten.

kleine änderungen – grosser effekt!

Das jeweilige Lichtspektrum spielt eine entscheidende Rolle für uns. Wie in anderen Beiträgen bereits erwähnt, kann man viel mit den richtigen Lichtverhältnissen regeln.

Wir brauchen nur dem Beispiel der Sonne folgen, welche uns morgens mit blauweißem Licht aktiviert und uns abends mit rotorangenem Licht auf die Nacht vorbereitet.

In Schulen könnten wir allein mit entsprechenden Leuchtmitteln nachweislich bessere Ergebnisse erzeugen.

Angrenzende Bereiche

Neben der Neurobiologie, welche die Chronotypen untersucht, gibt es auch noch Bereiche, die ich mir bereits näher angeschaut habe und hier aus meiner Sicht hineinfallen.

Zum einen betrifft das den Bereich der Atemtyplehre namens Terlusollogie. Diese kennt ebenfalls 2 Grundtypen der Ein- und Ausatmer, bei denen der eine eher tag- und der andere eher nachtaktiv ist.

Ich wiederhole noch einmal, dass jeder individuell ist, aber sich anhand bestimmter (vermehrt auftretender) Basis-Eigenschaften gewisse Tendenzen ableiten lassen.

Zum anderen ist, wie bereits erwähnt, die Beschäftigung mit dem jeweils angepassten Umgebungslicht, das man für sich nutzen kann, von Vorteil.

Fazit

Die Forderungen in erwähntem Buch scheinen mir weder utopisch noch unumsetzbar. Faktisch unterliegt die Gesellschaft einem steten Wandel. Wider besseren Wissens an statischen, unsinnigen und sogar schadhaften Konzepten festzuhalten, obwohl wir doch dynamische Wesen sind, halte ich nicht für zielführend.

Dazu möchte ich anmerken, dass ich selbst eine Lerche bin. Der Aussage der Politiker pflichte ich sogar bis zu einem Grad bei, allerdings nur auf meiner persönlichen Ebene!

Meine Arbeitszeit konnte ich für mich entsprechend nach vorn verlegen, was mir gut tut. Auch hatte ich nie so starke Probleme mit den frühen Zeiten zurecht zu kommen, da mein Gehirn auch in der Schule meist schon wach war. Im Abitur allerdings war ich dann gefordert mit dem Nachmittagsunterricht, da meine Batterien schon wieder relativ leer waren.

Heutzutage ist mein Arbeitstag schon vor Ende der damaligen letzten und 10. Stunde beendet.

Jedoch habe ich mein Tun mit dem halbjährlichen Verschieben des Biorhythmus bei der Zeitumstellung. Meiner Meinung nach ist dieses Unterfangen gescheitert und der Zielgruppe „Mensch“ eher abträglich als zuträglich.

Auch darf man sich daran erinnern, dass es vor 1980 auch schon eine Gesellschaft gab. Wie sind diese nur ohne dieses Kuddelmuddel alle 6 Monate ausgekommen? Mich darf man dazu leider nicht befragen, da ich es (traurigerweise) nicht anders kenne…

Die Sonne geht zu unterschiedlichen Zeit auf und unter. Diesen Fakt akzeptieren wir, aber nicht den Umstand, dass Menschen individuellen Lebewesen sind, die nach ihrer eigenen Uhr ticken und sich aktuell immer noch in ein genormtes zeitliches Korsett quetschen lassen müssen.

Anstatt nun weitere generelle Zeitkonzepte (siehe eingangs verlinkten Artikel) zur weiteren allgemeinen Verwirrung einzuführen, wäre ein höhere Flexibilität und Individualisierung für mich der bessere Weg.

Es wird Zeit (!) … umzudenken!

Quellen

mpg.de/10778204/chronobiologie
ifado.de/fragebogen-zum-chronotyp-d-meq/
dearlife.de/schlafrhythmus-und-chronotyp-so-nutzt-du-deine-biologische-uhr/

spektrum.de/news/es-gibt-lerchen-nachteulen-und-eulenlerchen/1316802

Autorin

Susann
Susann
Schon als Kind war ich verzaubert von der Musik und Technik, die mir erlaubte noch mehr Klänge zu hören.
In der Schule, gerade im Abitur, lernte ich Worte immer mehr zu schätzen und hinterfrage Sprache, Worte und Zeichen aktiv.
Ab 2017 trat dann der Komplex Gesundheit vermehrt in unser Leben.

Primär werde ich zu diesen meine Gedanken kundtun. Mit zunehmender Beschäftigung damit fiel mir auf, dass diese Bereiche nicht so voneinander abgegrenzt sind, wie man vielleicht denken könnte.

Das eine führt zum nächsten und alles verbindet sich.

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