Wir kommen nicht angstfrei auf die Welt, denn jeder verspürt Angst. Sie ist eine unserer Basisemotionen. Eine Abwesenheit von Angst wäre also somit bedenklich, so erfüllt sie schließlich in einem normalen Maß auch eine Schutzfunktion.
Inhaltsverzeichnis
Angst im Alltag
Die Angst ist immer da, auf Schritt und Tritt – mal mehr und mal weniger.
Manche begegnen ihr beim Arzt, beim Hausputz, im Urlaub oder in der Dunkelheit.
Wie sagt man so schön in Amerika: „Wer hat ANGST vorm schwarzen Mann?“. Kinder wachsen damit auf sich vor Dingen zu ekeln oder zu fürchten und so entwickeln wir alle (manche mehr und manche weniger) Ängste.
Wenn mir jemand erzählen will, dass er sich nicht ängstigt, den würde ich wohl untersuchen lassen, weil das meiner Meinung nach nicht normal ist.
Angst als Schutz
Doch Angst ist bis zu einem gewissen Grad etwas Gutes. Sie macht uns wach und aufmerksam. In vielen Situationen mahnt sie uns weder übermütig zu sein, noch unnötige Risiken einzugehen.
In Christopher Moores Buch „Ein todsicherer Job“ geht es immerhin um Asher, das unsichere Beta-Männchen und seine ungewöhnliche Tochter, samt skurriler Figuren. Wer es nicht kennt, dem kann ich es nur ans Herz legen.
Auch Hirschhausen sagte es bereits treffend in seinen Programmen: wir haben überlebt, weil wir nicht von jenen Alpha-Männchen abstammen, die tollkühn auszogen, um den Säbelzahntiger zu erlegen und selbst zum Gejagten wurden. Ein Glück für die weniger Heldenhaften. Auf die Art sind sie ohne größere Anstrengung an eine Frau gekommen und konnten ihre Gene weitergeben.
Dennoch denke ich nicht, dass Angst und Mut sich per se ausschließen, immerhin waren sicher einige Krieger mit genug Angst oder besser gesagt Wachsamkeit, behaftet, um sich Sorgen um ihre Gesundheit und Zukunft zu machen.
Alte und neue Ängste
Da wir aber heutzutage weder unser Essen erlegen müssen, noch auf die Häute der Tiere zur Herstellung von Bekleidung angewiesen sind, ist zumeist unsere Existenz in Deutschland einigermaßen gesichert.
Allerdings tragen wir noch einige Altlasten in Gestalt der Urängste in unserem Unterbewusstsein herum. Einige werden solche Träume kennen, in denen man fällt oder rennt ohne sich zu bewegen, einem die Zähne ausfallen und in meinem Fall erblinde ich im Verlauf des Traumes. Diese Hilflosigkeit, durch den schleichenden Verlust des Sehvermögens, nimmt mich immer für einige Zeit mit.
Andere buddeln ihre toten Angehörigen aus oder träumen, dass sie sterben, in diesen Fällen ist es dann eindeutig eine Verlustangst.
Wir haben also genügend Raum für andere Ängste, neben denen, die alle quälen (Existenz- und Zukunftsängste, vor dem Tod, etc). Zugegeben, es gibt viele und vor allem ziemliche kuriose Formen der Angst.
Vergnügliches Ängstigen
Jedoch macht es auch vielen Spaß sich zu fürchten und so wundert es auch nicht sonderlich, dass mit Grusel und Co. viel Geld verdient wird. Es beginnt bei der Geisterbahn auf Jahrmärkten und endet bei Psychothrillern, beziehungsweise diversen ebenfalls immer realistischeren Spielen, die mit quietschender, düsterer Musik und dunklem Setting schon fast genauso lebensecht aussehen wie Filme. Die Unterhaltungsindustrie befriedigt damit etwas tief in den Menschen.
Zwar kann ich persönlich nicht nachvollziehen, warum das so ist, aber da meine liebe Frau auch zu denjenigen zählt, die so etwas mögen, setze ich mich dem hin und wieder auch mal aus, wenn es nicht zu krass für mich ist. 😉
Entstehung von Ängsten
Wenn man sich etwas mit Angststörungen, Ekel und Phobien befasst, liest man fast immer, dass es etwas mit Unversehrtheit, der Selbstachtung oder des Selbstbildes zu tun hat.
Als Kinder sind wir ja noch nahezu angstfrei und können noch keine potentiellen Gefahren einschätzen. Dass es also etwas einfach spontan Auftretendes ist, halte ich für ausgeschlossen.
Ich würde diese individuellen Phänomene in natürlich und unnatürlich unterscheiden.
- natürliche (vorhandene) Emotion
- Angst ist ein natürliches und ungerichtetes Gefühl, das alle Menschen haben (sollten)
- Panik ist eine übermächtige Angst, die Lähmungserscheinungen des Körpers und/oder Geistes, durch eine spontan auftretende Gefahr hervorruft
- unnatürliche (erworbene) Emotion
- Ekel ist ein widerstrebendes Gefühl oder die Abscheu von etwas als widerlich empfundenem
- Furcht ist eine gerichtete und objektbezogene Emotion
- Phobie ist eine übersteigerte, unangemessene, gerichtete Furcht, die dazu führt, die jeweilige Situation zu umgehen
Einige Situationen können darüber dann hinausgehen und einem eine Phobie oder anhaltendes Trauma verpassen. Das behält man dann vermutlich, wenn es nicht irgendwie behandelt wird, sein ganzes Leben. Einige von ihnen sind ziemlich weit verbreitet und beruhen manchmal auch „nur“ auf Ekel, wie bei Spinnen, Schlangen oder Mäusen.
Andere wiederum treten weniger häufig auf und beeinflussen das Leben nicht so stark, wie beispielsweise die Angst vor Clowns (Coulrophobie). Die ist nur dann hinderlich, wenn man viel mit dem Zirkus zu tun hat. 😉
Weitergabe von Ängsten
Laut einiger Artikel sollen Ängste sogar vererbt werden können, wie sich hier nachlesen lässt. Im Zuge der Epigenetik ist es unter Laborverhältnissen bereits erfolgreich überprüft worden, ob es aber beim Menschen als ein komplexeres Lebewesen auch so funktioniert, ist noch unklar.
Die Max-Planck Gesellschaft und das Bundesministerium für Bildung und Forschung schreiben bereits 2010 über das TMEM132D Gen, welches an der Ausprägung von Panik und Ängsten beteiligt sein soll.
Anerziehen kann man sie in jedem Fall. Kinder, besonders kleine Kinder, lernen durch Nachahmung. Erlebt dieses nun also eine solche Begebenheit und diese wird negativ aufgelöst, kann dies durchaus entscheidend sein, je nachdem, wie wahrscheinlich eine Angststörung ausgeprägt werden kann. Die jeweilige Ausprägung ist durch unsere Gene geprägt.
meine ängste
In meiner Familie häufen sich einige Ängste, die mit Angst vor Verletzungen einhergehen.
- Traumatophobie (Verletzungen)
- Hämatophobie (Blut)
- Tryptanophobie (Spritzen)
- Aichmophopbie (spitze und schneidende Gegenstände)
Diese gehören alle zu einer übergeordneten Gruppe, wie man sich denken kann. Dazu gibt es hier noch einen Verweis.
Die Reaktionen auf diese Furcht laufen immer ziemlich gleich ab:
- Stufe: Schweißbildung mit kaltem Schauer
- Stufe: Schwindel & Übelkeit
- Stufe: Ohnmacht
Das ist besonders väterlicherseits sehr weit verbreitet. Bei mir glaube ich aber, dass es mit dem nachfolgend geschilderten Erlebnis zusammenhängt. Der Umgang mit Spritzen ist differenzierter zu betrachten. Mich ängstigt vor allem die physische Perforation meiner Innenseite.
Ich schreibe über meine Erfahrungen, damit in kommenden Situationen sensibler mit der vermeintlichen Angst anderer umgegangen werden kann. Wie man sieht, können solche Erfahrungen prägender sein, als zunächst angenommen wird.
Wenn ich zurückdenke, kann ich oftmals ein konkretes Szenario benennen, indem sich eine allgemeine Angst in einer Furcht bzw. Phobie manifestiert hat.
szenario 1: Traumatophobie
Mein Vater hat mir als ungefähr 5 oder 6 jähriges Kind erzählt, dass sich meine Mutter beim Baum fällen schlimm in die Hand gehackt und dabei Finger verloren hat, weshalb ich begann zu weinen und zu ihr zu rennen, aber diese verstand gar nicht, warum ich so aufgelöst war. Sie hatte sich nur geschnitten und er freute sich über meine Reaktion. Ich mache heute noch einen Bogen um gefährliche Werkzeuge und Küchenutensilien, die für schwere Wunden und irreversible Schäden sorgen können. Wenn ich sie benutze, dann mit sehr viel Umsicht.
szenario 2: Traumatophobie
Noch dazu hat man mir immer und immer wieder erzählt, dass das bei uns in der Familie liegt. Mein Großvater väterlicherseits war Schmied, aber hat er sich geschnitten, ist er in sich zusammengesackt.
Als mein Vater beispielsweise mal einem verunfallten Motorradafahrer geholfen hat, dem der Knochen aus dem Bein ragte und er die Wunde abband, hat er das noch gerade so hinbekommen und ist dann selbst in Ohnmacht gefallen.
Zu guter Letzt rennt mein Bruder schreiend weg vor Spritzen, aber Hauptsache, er lachte mich aus, wenn ich was nicht sehen konnte. Bei der Szene in Pulp Fiction, als die Frau die Nadel ins Herz bekam, war er noch vor mit unter der Decke…
Aber liegt es wirklich in der Familie? Oder ist das eingeredet? Wie auch immer, die Angst ist jetzt aktuell in uns verankert und diese Geschichten haben sicherlich noch kräftig dazu beigetragen.
szenario 3: Traumatophobie
Das wurde schlimmer, als ich ein paar Tage in den Sommerferien ins Krankenhaus musste. Soweit ich mich erinnere war ich ungefähr 11 oder 12 und mir wurde vorher (meiner Erinnerung nach) noch kein Blut abgenommen. Die Schwestern dort machten mir allerdings Angst und setzten mehrfach an, um mir Blut abzunehmen, was mir solche Schmerzen bereitete, dass ich danach niemanden mehr so einfach an meinen Arm ließ.
Danach habe ich es geschafft viele Jahre ohne Blutentnahme älter zu werden. Jetzt lasse ich es hin und wieder überprüfen, um den Vitamin D3 Spiegel messen zu lassen. Angenehm ist es immer noch nicht und ein kleiner Akt, da ich mir nur unter bestimmten Bedingungen Blut abnehmen lasse, aber es funktioniert auf diese Weise immerhin.
Zu Wassertiefen und luftigen Höhen habe ich ebenfalls ein spezielles Verhältnis. Das mit der Höhe kann ich mir allerdings nicht plausibel herleiten, da ich dazu keine greifbare Erinnerung abrufen kann.
Allerdings stehe ich am liebsten sowieso mit beiden Beinen auf dem Boden. Das eine Mal, dass ich geflogen bin, reicht für mich, weil es nicht so meins ist.
Es gibt auch noch die ökologische Sicht auf das Thema, was sich hinter dem Wort Flygskam bzw. Flugscham verbirgt.
Zu hohe Geschwindigkeiten meide ich ebenfalls, wenn ich kann.
strategisch ängste verbessern
Bei meiner Recherche stieß ich, je nach Angst, auf verschiedene Herangehensweisen eine solche zu verbessern.
Hilfe entsprechend der Angst
Kann man der Lage nicht selbest Herr werden, so würde ich es vorziehen mit Experten zu arbeiten. Hat man Scheu vor Publikum oder generell in bestimmten Situationen zu sprechen, wie beim Mutismus, hilft vermutlich ein Sprachcoach beim Abbauen dieser weiter.
aussitzen statt vermeiden?
Geht es hingegen um tiefsitzende Ängste, kann ich mir persönlich nicht vorstellen, dass es, wie in meinem konkreten Beispiel, mit der Konfrontationsmethode funktionieren wird. Wie ich bereits beschrieben habe, würden, wenn ich mich nicht beruhigen kann, bei mir die Lichter ausgehen.
ängste kontrollieren lernen
Solche Blackouts hatte ich bereits oft genug und da dies auch ziemlich anstrengend für den Körper ist, hab ich immerhin gelernt rechtzeitig auszusteigen. Auch ist die Angst (gefühlt) ein bisschen weniger krass als noch am Anfang. Ziehen solche Begebenheiten sehr schnell an mir vorbei, so kann es sein, dass ich sie kaum wahrnehme und dieses folgende Gefühl schneller abschütteln kann.
hypnose bei angststöungen
Ich habe von einem interessanten Ansatz der Hypnose gelesen, die für mich auf den ersten Blick erfolgversprechend aussieht. Sarah Peters (Heilpraktikerin für Psychotherapie) litt selbst an einer schweren Angststörung, was mir sagt, dass sie aus persönlicher Erfahrung spricht und den Menschen aus einer tiefen Überzeugung heraus hilft.
Fazit
Ob man Ängste zwingend in den Griff bekommen muss, hängt aus meiner Sicht von jedem selbst ab. Es gibt mehr oder weniger einschränkende Ängste. Wer darunter stark leidet, sollte mal über Hilfe nachdenken.
Mir fiele kein einziger guter Grund ein, warum ich gegenüber krasser und in Szene gesetzter gewaltverherrlichender Brutalität tolerant/er sein sollte. In meine Welt passt das in dieser Form einfach nicht. Da sehe ich also keinen Handlungsbedarf meinerseits. Was einem gezeigt wird, ist oft schon weniger schön, da muss man es für meinen Geschmack nicht derart übertreiben.
Früher habe ich mich für „unnormal“ gehalten und mich deswegen immer an den Anderen orientiert. Jetzt sehe ich es nicht mehr ein, da ich nicht wie jemand anders sein muss, sondern nur wie ich. Wenn mein Körper mir Warnsignale schickt, dann sollte ich diese wahrnehmen und entsprechend reagieren.
Ein sensibler und sensitiver Mensch zu sein, ist immerhin nichts „schlechtes“, auch wenn einem die Medien vielleicht was anderes suggerieren.
Wenn da jeder auf sein individuelles Gefühl hört, dann ist doch jedem geholfen. Das halte ich letzten Endes für die beste Strategie, denn der Einzelne muss damit leben und niemand anders sonst.
Weiterführende Links
Unterschied Angst, Furcht und Phobie
Angstherkunft und -bewältigung
Vererbte oder erworbene Angst?
Listen von Angstörungen und Phobien
Phobienliste
Liste bei Wikipedia
Weitere erwähnte Ängste
Angst vor Höhen und Tiefen (=Hypsiphobie)
Angst vor Geschwindigkeit (=Tachophobie)
Flugangst (=Aviophobie)
Redeangst (=Glosophobie)
Autorin
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Schon als Kind war ich verzaubert von der Musik und Technik, die mir erlaubte noch mehr Klänge zu hören.
In der Schule, gerade im Abitur, lernte ich Worte immer mehr zu schätzen und hinterfrage Sprache, Worte und Zeichen aktiv.
Ab 2017 trat dann der Komplex Gesundheit vermehrt in unser Leben.
Primär werde ich zu diesen meine Gedanken kundtun. Mit zunehmender Beschäftigung damit fiel mir auf, dass diese Bereiche nicht so voneinander abgegrenzt sind, wie man vielleicht denken könnte.
Das eine führt zum nächsten und alles verbindet sich.