Ich habe mich in letzter Zeit immer wieder sehr ausführlich mit Spiegeln auseinandergesetzt. Darum soll es hier nun auch gehen.
Beginnen wir also mit den Spiegelneuronen.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Spiegelneuronen?
Spiegelneuronen sind laut Meinung der Wissenschaft für unser motorisches Nachahmungslernen verantwortlich. So lernen wir durch Imitation die Verhaltensweisen unserer Umwelt zu kopieren und tun dies auf selbe Art und Weise, wie gesehen.
Damit aber nicht genug, können wir auch die beobachteten Gefühlsäußerungen des Gegenübers wahrnehmen, was sehr wichtig für unser empathisches Empfinden ist.
Spiegelung am Beispiel des Lachens
Vor einer Weile habe ich einen Beitrag über Gelatologie geschrieben. Darin ging es auch um Lach Yoga. Dieses würde vermutlich nicht funktionieren, wären wir nicht mit Spiegelneuronen ausgestattet.
Ich hatte die Ehre vor kurzem Beobachter einer solchen Lach Yoga Einheit zu sein. Am Anfang mag es befremdlich sein, weil zu Beginn alles sehr holzig wirkt, denn niemandem ist ja zunächst zum Lachen zu Mute.
Unser Gehirn kann das aber nicht unterscheiden. Somit wird nach einer Weile dann künstliches Lachen zu echtem Lachen. Der Unterschied war für mich jedenfalls hörbar.
Lachen wäre sonst auch nicht ansteckend. 😉
Uneinige ratlose Wissenschaft
Die Spezialisten sind sich hinsichtlich der Empathie nicht einig und beschränken sich hier auf die Nachahmung von motorischen Vorgängen.
Darum ist die Arbeit von Thomas Gehlert „Spiegelneuronen – eine quantenphysikalische Annäherung“ recht spannend.
Nachfolgend verwende ich ein paar Zitate aus seiner Arbeit.
Zitat 1: Zwei unterschiedliche Arten von Neuronen
Mittlerweile unterscheidet man zwei Hauptkategorien 5:
- Strikt kongruente Spiegelneuronen – feuern bei der exakt gleichen Handlung, egal ob selbst ausgeführt oder beobachtet. Circa ein Drittel der Spiegelneuronen entspre- chen diesem Typ.
- Allgemein kongruente Spiegelneuronen – feuern bei Aktionen, die entweder logisch damit verbunden sind oder auf das gleiche Ziel hinsteuern. Die Aktionen müssen also nicht exakt gleich sein wie bei den strikt kongruenten. Circa zwei Drittel aller Spiegelneuronen entsprechen diesem Typ.
Bemerkenswert erscheint, dass die allgemein kongruenten Spiegelneuronen im Verhältnis doppelt so häufig auftreten als die strikt kongruenten. Damit scheint die Entwicklung mehr Wert auf Intention als auf äußere Formen zu legen. Das heißt, es scheint uns mitgegeben zu sein, versteckte Informationen wahr zu nehmen und damit hinter die Kulissen sehen zu können.
Zitat 2: Die Absicht hinter der Spiegelung erkennen
Im Prinzip zeigen die Neurowissenschaften schon alleine durch die Möglichkeit, EEG- oder TMS-Messungen vornehmen zu können, dass der quantenphysikalische Mechanismus auch hier Gültigkeit besitzt.
Über die Existenz von Spiegelneuronen und die damit deutlich werdende Fähigkeit, nicht nur reine Beobachtungen sondern auch dahinter liegende Intentionen wahrnehmen zu können, welche sich nicht aus der Beobachtung ableiten lassen, wird die Notwendigkeit quantenphysikalische Mechanismen zu unterstellen, offensichtlich.
Zitat 3: Die kl. Wiss. steigt aus, wo die Quantenebene beginnt
Nach klassischem Verständnis aus Physik, Biologie, Chemie oder auch der Medizin, dürften solche Erscheinungen, wie sie Spiegelneuronen vermitteln, allerdings gar nicht existieren.
Zitat 4: Elektromagnetische Quantenverschränkung
Informationen gekoppelt an Teilchen (Photonen, Moleküle etc.) und damit auch an Energien kommen über kohärente Wellen oder Verschränkung mit anderen Systemen (in unserem Fall Menschen) in Kontakt und fließen oder tunneln in das neue System, um dort einen neuen Impuls auszulösen. Impulse, die über elektromagnetische (Spiegelneuronen) auf biochemische Prozesse einwirken und so Resonanz im Körper oder Gehirn bewirken. Resonanz, die durch den Menschen wahrgenommen werden kann und dessen Bewusstsein diese Wahrnehmungen schließlich interpretiert.
Um das jetzt zu übersetzen oder auch aus dem Feld der Sprachwissenschaft zu beleuchten:
„Wir können nicht nicht kommunizieren.“ (Paul Watzlawick)
Menschen sind Lebewesen, die in permanenter mentaler und emotionaler Interaktion mit ihrer Umwelt stehen.
Das Gehirn, wie schon hier und da erwähnt, ist für mich ein Radio. Es dudelt je nachdem, worauf wir gerade eingestellt sind und ein Teil dieses Bauplans „Radio“ sind die Spiegelneuronen. Diese lassen uns nonverbal (oder besser gesagt: elektromagnetisch) miteinander kommunizieren.
Wie eingangs bei dem Lachen erwähnt, vermögen wir zu „wissen“, ob das, was wir erfahren authentisch ist oder aber aufgesetzt auf uns wirkt. Ich betone hier das Wort „wirkt“, denn wie sicher man sich da immer sein kann, ist (jedenfalls nur aus dem optischen Eindruck) ungewiss. Genauere Angaben kann man meist nur über die Betrachtungen aller Dimensionen von Wahrnehmung erfassen.
Autismus ist hier ein gutes Beispiel, denn sie zeigen nach außen hin andere Reaktionen als ein sogenannter „neurotypischer“ Mensch (Was ist jetzt wieder „typisch“) oder anders gesagt, wie ein Nicht-Autist.
verbindung von MTs & Händigkeit
In diesem Synästhesie Beitrag habe ich die Ahnung geäußert, dass es mir so vorkommt, als ob die Händigkeit oder besser gesagt die damit einhergehende dominante Hirnigkeit mit der Spiegelung beim Mirror Touch zu tun haben könnte.
Es muss ja was mit der Verarbeitung im Gehirn zu tun haben, dass die einen seitengleich und die anderen seitenverkehrt „spiegeln“.
Wie sich jetzt herausstellt, gibt es zum einen verschiedene Spiegelneurone, die ganz akkurat arbeiten oder es eben weniger genau nehmen.
In folgender Diplomarbeit von Violetta Winkler, die weitere Erkenntnisse zu den Spiegelneuronen ans Licht bringen soll, sind die Teilnehmenden bezüglich ihrer Händigkeit befragt und auch noch mit einem modifizierten Test nach Oldfield überprüft worden.
(Anmerkung zum Test auf S.41: sehr oberflächlich)
Feststellung der lateralität
Der Einfachheit halber, untersuchten sie, die nach dem von Oldfield getesteten Rechtshänder.
Als ich wissen wollte, was der Herr Oldfield sich da für einen Test zur Überprüfung der Händigkeit ausgedacht hatte, fand ich diese Dissertation eingereicht von Anne Vongerichten, die überprüfen sollte, ob sich angeborene Händigkeit „überschreiben“ lässt.
In den nächsten Absätzen wird es also noch einmal um die Händigkeit in Angrenzung an andere damit einhergehende Bereiche gehen.
Beeinflussende Faktoren der Händigkeit
Zunächst möchte ich noch einmal zu dem Punkt Schwangerschaft und Geburt springen und hier folgende Aussagen mit hinein nehmen.
1.1.4.3 Vorgeburtliche Entwicklung und der Einfluss des Testosterons
Hemisphärielle Asymmetrie lässt sich schon beim Fetus nachweisen. Die rechte Hemisphäre entwickelt sich zunächst schneller als die linke. Dann nimmt die Wachstumsgeschwindigkeit der linken Hemisphäre zu und schon ab der 24. Schwangerschaftswoche ist sie länger als die rechte. Eine Asymmetrie im Planum temporale und Unterschiede in der Fossa sylvii, der linken verglichen mit der rechten Hemisphäre, lassen sich ebenfalls schon beim Fetus beobachten (Geschwind & Galaburda, 1985). Nach dem Geschwind-Galaburda-Modell (Geschwind & Galaburda, 1985) verlangsamt Testosteron beim männlichen Fetus das Wachstum der linken Hemisphäre, was zu einer relativ schnelleren Entwicklung der rechten Hemisphäre führe.
Daher komme es bei Männern zu einer stärkeren rechtshemisphärischen Beteiligung an Sprache und Händigkeit. Das sei der Grund, warum höherentwickelte rechtshemisphärische Fertigkeiten bei Männern stärkere Ausprägung zeigten, mehr Männer Linkshänder seien und häufiger entwicklungsbedingte Lernstörungen aufträten (Geschwind & Galaburda, 1985).
1.1.4.4 Geburtsstress und Händigkeit, der pathologische Linkshänder
Nach S. Coren (Coren, 1994) gibt es einen kausalen Zusammenhang von Geburtsstress und Händigkeit. Er untersuchte 298 Zwillinge in einer Kohortenstudie. Da bei Zwillingen die perinatale Enge zu einem höheren Geburtsstress führt und 15-18% der, in dieser Studie, untersuchten Zwillinge Linkshänder waren, schloss er, dass Geburtsstress zu Linkshändigkeit führt. (…)
Den ganzen Punkt kann man sich bei Interesse in der PDF ansehen, fand ich hier aber soweit nicht weiter zielführend.
Bei diesen beiden Punkten geht es mir noch einmal um den genaueren Blick um Aspekte im Mutterleib und bei der Geburtsphase, die hier angeführt werden. An anderer Stelle habe ich bereits Aussagen zu den Geburtsumständen aufgezeigt, die das geborene Kind in ihrer Wahrnehmung beeinflussen können und somit eine Desorientierung auftreten kann.
Aspekte des Umlernens
Weiterhin gibt es noch interessante Angaben im Fazit der Arbeit, die aus meiner Sicht für sich sprechen.
1. Umschulung der Schreibens
Bei den von uns ebenfalls untersuchten Parametern des Schreibens mit der rechten Hand glichen die „umgelernten“ Linkshänder hingegen den reinen Rechtshändern.
Wir betrachteten zunächst „exekutive“ Gehirnareale, die direkt an der Bewegungssteuerung beteiligt sind. Dabei fanden wir eine Verlagerung der neuronalen Aktivität bei den umgeschulten Linkshändern, weg von der bei reinen Linkshändern eigentlich „dominanten“ rechten Hemisphäre, hin zu der linken Hemisphäre.
Interessanterweise korrelierte diese funktionelle Verlagerung der Hirnaktivität mit dem ‚Erfolg‘ des Umlernens.
2. Motorische Aktivierung in den Gehirnhälften
Trotz der ‚Umschulung zeigten die Linkshänder eine bevorzugte Aktivierung ihrer rechten „dominanten“ Hirnhälfte, egal ob die Taste mit der rechten, der linken oder mit beiden Händen gedrückt wurde. Interessanterweise waren diese rechtshemisphärischen Areale bei umgeschulten Linkshändern sogar stärker aktiv als bei Linkshändern, die nie umgeschult worden waren.
3. Dominante Rechtshirnigkeit bleibt lebenslang erhalten
Wir folgern daraus, dass bei sogenannten “umgelernten“ Linkshändern selbst einfache Handbewegungen zeitlebens über kortikale Assoziationsareale der dominanten rechten Großhirnhemisphäre gesteuert werden.
Versuche des Umlernens können zwar die ausführenden „exekutiven“ Areale der anderen Hemisphäre trainieren, nicht jedoch die Aktivität in übergeordneten motorischen Arealen in die nicht-dominante Hemisphäre verlagern. Hier wird durch das Umlernen die Aktivität in der dominanten Hirnhälfte sogar noch verstärkt. Diese Ergebnisse zeigen, dass Linkshänder – trotz intensivsten Trainings – nicht zu Rechtshändern werden können.
Ich sehe diese Schlussfolgerungen durchaus als Bestätigung, was bsp. Marina Neumann bereits in ihrem Buch schrieb und auch die Neue Medizin kam schon zu der Überzeugung, dass bestimmte Prozesse in uns festgeschrieben sind. Zu diesen zählt unsere (bevorzugte) Händigkeit.
Spiegelung & wahrnehmung
In der ersten Arbeit fand ich noch eine faszinierende Aussage zu den Sinneseindrücken, die sich über die Spiegelneuronen abbilden lassen.
Zitat audiovisuelle Spiegelneurone
Dieser Befund wurde durch die Entdeckung der audio-visuellen Spiegelneurone (Kohler et al., 2002; Keysers et al., 2003) untermauert. Die Autoren konnten nämlich zeigen, dass Handlungen auch aufgrund ihres typischen Klangbildes erkannt werden, und dass ungefähr 15% der Spiegelneurone neben den visuellen Eigenschaften, die sie besitzen, auch auf spezifische Klänge von Tätigkeiten reagieren.
Ich hatte in dem Beispiel Synästhesie Beitrag erwähnt, dass es einige Menschen gibt, die sich weniger an den visuellen, als mehr an den akustischen Eindrücken von Verletzungen stören.
Weiterhin, wie ebenfalls einige Menschen berichten, und auch in der Arbeit bestätigt wird, reicht es nur an gewisse Situationen zu denken, sodass entsprechende Stellen im Gehirn aktiviert werden.
Es geht dabei also nicht nur um das reine Beobachten von Verhalten.
In dem Buch „Das empathische Gehirn“ von Nadia Zaboura lesen wir, dass die Spiegelneurone gewisse Sperren haben. Wäre es anders, so die Annahme, müssten wir andauernd jede beobachtete Bewegung innerlich nachahmen müsste, was ziemlich unschön wäre.
Zitat: Der Sperrmechanismus (Kapitel 5.2)
„Dieser Mechanismus lässt die Feuerungsenergie nicht über einen kritischen Schwellenwert steigen, so dass keine motorische, sondern lediglich eine neuronale Simulation des Gesehenen stattfindet.“
Die Störung des Sperrmechanismus
Aber auch im Alltagsgeschehen kommt es gelegentlich zur Durchbrechung dieser Schranke. Dies lässt sich beispielsweise auf eine große emotionale Erregung zurückführen, die so manchmal zum Ausfall des Hemmmechanismus bzw. zum Durchbruch des Handlungspotentials führt.
Weiterhin ist herauszustreichen, dass die Spiegelneurone nur dann in starke Aktion treten, wenn die beim Gegenüber gesehene Aktion bereits im eigenen Handlungsrepertoire vorhanden ist.
Wir können also nur imitieren, was wir bereits als individuelle Erfahrung in uns angelegt haben.
Die nächste Frage, die sich stellt ist, wie wir das tun und da kommen die beiden Subtypen wieder ins Spiel. Tun wir es exakt oder logisch ähnlich und abstrahieren, was wir wahrnehmen?
Bei einer Gesamtneuronenzahl von 100 Milliarden wird es einen sehr großen Zeitraum in Anspruch nehmen, einzelne Zellen der Spiegelung zu überführen. Trotz dieser Suche der Nadeln im Heuhaufen sind inzwischen – neben den visuo-motorischen Fähigkeiten der F5- sowie PF-Neurone – Zellen gefunden worden, die auf akustische Reize ansprechen: audiovisuelle Spiegelneurone, die nicht nur bei der Ausführung und Beobachtung einer Aktion entladen, sondern auch beim Hören dieser, beispielsweise beim Zerreißen eines Stückes Papier. Inwieweit diese den Gedanken eines globalen Resonanzsystems im Gehirn weiter vervollständigen, muss weiter beobachtet und mit neuen Erkenntnissen vervollständigt werden. (…)
Somit haben wir nach aktuellen Stand einen Bereich, welches das Gesehene mit Motorik verschaltet und ein anderes, welches durch Klang körperliche Reaktionen auslöst.
Fazit
Es wird wohl eher auf eine Art Zwischen-Fazit hinauslaufen, da wie man sieht, dieses Thema gigantisch ist und selbst die Wissenschaft sich völlig uneinig in ihren Betrachtungen zu sein scheint.
Wie so oft, gibt es neugierige „Einzelkämpfer“, die sich diesen Fragen stellen und bestmöglich annähern.
Ich bin beim recherchieren und schreiben zu interessanten Einsichten gekommen, die wieder „meine Themengebiete“ dichter miteinander verknüpfen.
So stoßen wir hier auf „Gehirn und Hand“, „Sprache & Interaktion“ zusammen in dem Thema der un/bewussten Wahrnehmung von Umweltphänomen im Alltag. All diese werden über die Schaltzentrale in unserem Kopf entsprechend orchestriert und entscheidet, wie wir „Welt“ erleben und verstehen.
Alle weiteren Betrachtungen erfolgen wieder auf Ebene des Individuums, weil dort generelle Aussagen enden.
Weiterführende Links
spektrum.de/news/was-steckt-wirklich-hinter-den-spiegelneuronen/1991029
Wissenschaftliche Arbeiten
Thomas Gehlert – Spiegelneuronen – eine quantenphysikalische Annäherung
Autorin
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Schon als Kind war ich verzaubert von der Musik und Technik, die mir erlaubte noch mehr Klänge zu hören.
In der Schule, gerade im Abitur, lernte ich Worte immer mehr zu schätzen und hinterfrage Sprache, Worte und Zeichen aktiv.
Ab 2017 trat dann der Komplex Gesundheit vermehrt in unser Leben.
Primär werde ich zu diesen meine Gedanken kundtun. Mit zunehmender Beschäftigung damit fiel mir auf, dass diese Bereiche nicht so voneinander abgegrenzt sind, wie man vielleicht denken könnte.
Das eine führt zum nächsten und alles verbindet sich.